Kunstschmiede Althammer
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Restaurierung

Adlertor Markkleeberg

Blick auf 2 der 4 großen Gitter der Portalanlage um 1991

Das Adlertor von Markkleeberg (Ortsteil Gautsch), gehörte zum Herrenhaus einem Barockbau ( Ende 17 Jahrhundert). Die Toranlage erreichte man über den Equipagenweg, einer prachtvollen Baumallee. Das Tor stellt wohl das imposanteste Bauwerk seiner Art in Leipzig und Umgebung dar.

1885 wird Walter Kees Besitzer des Rittergutes Gautsch . In den Folgejahren lässt er die baulichen Anlagen im Stil des Neobarock umbauen. Etwa um 1890 wird die Portalanlage errichtet. Die Toranlage besteht aus dem etwa 10 m hohen Torbogen mit 2 prunkvollen Torflügel, Kämpfer und Torbekrönung. Auf dem Torbogen befand sich ursprünglich ein gegossener Adler mit ausgebreiteten Schwingen (daher der Name Adlertor). Links und rechts vom Torbogen schließen sich ca. 10 m lange Seitenflügel mit je 2 großen und einem kleineren schmiedeeisernen Gitter an. Die aufschwingenden großen Gitter werden durch Rosenkorb ähnliche Elemente bekrönt.

Einzelteile eines neu angefertigten Torflügels

Meine Geschichte mit dem Adlertor beginnt bereits 1977.

Ich hatte gerade am 1. Januar 1977 die Baalsdorfer Kunstschmiede gegründet und eröffnet. Durch die Abteilung Denkmalbehörde beim Rat des Kreises wurde ich auf die große Toranlage von 1890 aufmerksam gemacht und gebeten mir über den Zustand derselben ein Bild zu machen.Die ganze Anlage zeigte eine starke Neigung zur Parkseite. Die 4 großen Gitter, sowie die 2 kleinen Zwischengitter und das zweiflüglige Tor mit seiner Bekrönung waren noch vollständig vorhanden, natürlich war alles sehr stark korrodiert. Leider hatte zu dieser Zeit die Denkmalbehörde nur sehr wenig Geld zur Verfügung, so das eine Sicherung oder Instandsetzung nicht in Frage kam.

14 Jahre später hatte sich die nach der politischen Wende die Zeit und die Zuständigkeit grundlegend verändert. Der Kulturdezernent der Stadt Markkleeberg rief mich Anfang Januar 1991 an, mit der Bitte eines Besichtigungstermins des Adlertors. Ich war entsetzt wie sich der Zustand der größten Portalanlage des Leipziger Landes in nur 14 Jahren verschlechtert hatte. Die Mauern drohten umzustürzen, Pfeiler hatten sich völlig von den Fundamenten gelöst. Die großen schmiedeeisernen Gitter waren sehr stark korrodiert, Zierelemente, selbst ganze Stäbe fehlten. Alle Gitterbekrönungen, bis auf ein Fragment, waren nicht mehr vorhanden. Ein Gitter zwischen einem Säulenpaar fehlte gänzlich. Jedoch am schlimmsten stand es um das eigentliche Tor, es war praktisch nicht mehr vorhanden, lediglich die Rahmenteile mit je einem Schnörkel waren noch geblieben. Das Bekrönungsgitter mit dem Kämpfer war so stark korrodiert, das es drohte herab zu stürzen. Natursteine waren gebrochen, Kunststein und Mauerwerk waren in einem beklagenswerten Zustand. Die Neigung der gesamten Anlage war nach meinem dafürhalten noch stärker geworden. Ich erstellte am 29.01.1991 ein Angebot zur Sicherung und Bergung aller noch vorhanden Bauteile des Adlertors. Der Auftrag folgte und wir begannen mit der Dokumentation, Bestandssicherung und Bergung. Alle Gitter, Reste des Tores, sowie Oberlichtgitter wurden behutsam ausgebaut und auf ein Lager der Stadt Markkleeberg transportiert.

In den folgenden Jahren wurde im Rahmen in den zur Verfügung stehenden Mittel in der Stadt Markkleeberg die Sicherung des Bestandes durchgeführt. 1993 konnten wir nun endlich mit der Instandsetzung der Torbekrönung, sowie Kämpfer beginnen. Durch die begrenzten Haushaltsmittel der Stadt Markkleeberg konnte leider nur noch ein großes Seitengitter restauriert werden, welches wir 1995 auf der linken Seite einbauten.

Restaurierte Portalanlage mit dem neuen Adlertor

 

10 Jahre später kam wieder Bewegung in die Angelegenheit. Das Architekturbüro Kayser + Németh wollte von mir einen Überblick haben, über den notwendigen Aufwand und Kosten für die Fertigstellung der Instandsetzungsarbeiten Adlertor. Ich war aufgefordert ein Angebot für die komplette Instandsetzung / Restaurierung aller Gitter und die Instandsetzung bzw. Rekonstruktion des zweiflügligen Haupttores zu erstellen. Nachdem ein Mitbieter zu der Ausschreibung, ausstehende Arbeiten Adlertor wegen zu hohem Schwierigkeitsgrad abgesprungen war, erhielten wir den Zuschlag für die Gitter und das Tor.

Die Instandsetzung der großen Gitter, sowie die Neuanfertigung des fehlenden kleinen Gitters und Gitterbekrönungen stellte kein größeres Problem dar. Jedoch die Rekonstruktion der riesigen Torflügel stellte uns vor eine Aufgabe, welche wir bis dato auch noch nicht erbracht hatten. Anhand von historischen Fotos und Fragmenten, welche wir in der Umgebung gefunden hatten, erstellte ich die 1:1 Zeichnung (5x3m). Die noch vorhandenen Rahmenteile, sowie die beiden verbliebenen Schnörkel wurden in die Rekonstruktion mit eingebunden. Eine besondere Schwierigkeit war auch die doppelte Neigung des Torbogens nach hinten und zur Seite, von ca. 15 cm außer Lot. Bögen und Winkel mussten so verändert werden, dass ein erneuter Einbau überhaupt möglich wurde, die Torflügel ohne Probleme geöffnet und geschlossen werden können und das die nun entstandenen unterschiedlichen Torflügelgrößen für den Betrachter nicht erkennbar sind. Um eine Leichtgängigkeit der je ca. 1,5 Tonnen schweren Flügel zu ermöglichen, wurde zwischen Lagerbolzen und Drehsäulen spezielle Drucklager eingebaut. Die 4 Torwappen wurden von der Leipziger Gießerei Schlichter neu gefertigt. Im Mai 2010 erfolgte nach der “Beflügelung des Adlertores” die symbolische Öffnung des Tores. Viele anwesende Besucher, sowie Kinder, der Bauherr, Vertreter des federführenden Architekturbüros Weis & Volkmann, die Gesellen der Kunstschmiede Althammer und der Regierungspräsident Walter Steinbach durchschritten das Tor.

Ich bin sehr glücklich, dass hier eine einzigartige historische Toranlage aus dem Ende des 19. Jahrhunderts kurz vor dem vollständigen Verfall gerettet wurde und wir die Gelegenheit hatten nicht nur an dieser Arbeit beteiligt zu sein, sondern auch durch sie ein Stück wachsen konnten.

 

Überreste der Portalanlage, die in den vergangenen Jahren auf einem Nebengelände des Markkleeberger Friedhofes eingelagert wurden und mittlerweile von der Natur eingenommen waren

Überreste der Portalanlage, die in den vergangenen Jahren auf einem Nebengelände des Markkleeberger Friedhofes eingelagert wurden und mittlerweile von der Natur eingenommen waren.

Die 4 Stück 3,4 x 4,8m großen Gitter waren in ihrer Substanz noch weitgehend erhalten, natürlich sehr stark korrodiert und Zierteile mit geringerer Materialdicke, wie Blätter und Blattkelche zum Teil nicht mehr vorhanden oder nicht mehr gebrauchsfähig. Alle Gitter wurden komplett in alle Bestandteile zerlegt, Bunde geöffnet, Niete entfernt und Verzapfungen gelöst. Nach erfolgter Grunddokumenation wurden alle Teile grundhaft gereinigt, instandgesetzt, ergänzt und fehlende Teile, wie Blattkelche aber auch tragende Konstruktionsteile nach Originalvorlage neu angefertigt. Nach erneutem Zusammenbau erfolgte der Korrosionsschutz.

Die Beiden, im oberen Bereich geschwungenen Torflügel zusammen 4,2 x 4,8m, waren nicht mehr vorhanden, lediglich die oberen und seitlichen Rahmenteile, Fragmente vom Schloß und zwei Schnörkel waren noch vorhanden.Eine Anschlagschiene aus Grauguß und diverse Fragmente von Blättern und Schnörkel konnten wir im Umfeld aus dem Waldboden und Gestrüpp bergen. Die vorgefundenen Rahmenteile und Schnörkel wurden gereinigt, instandgesetzt und wieder verwendet. Nach historischen Fotos wurde eine M 1:1 Zeichnung angefertigt und von jedem Blatt eine Abwicklungszeichnung erstellt. Teilweise wurden aus Walzblei Probestücke gefertigt um die Erscheinung und Größe zu prüfen, bevor der Rohzuschnitt erfolgte. Als Vorlage zur Fertigung für Materialdicke, Technologie und Formgebung dienten die Fundstücke sowie die bereits restaurierten Seitengitter. In 6 monatiger Bauzeit wurden die Einzelteile der beiden Torflügel gefertigt und in gleicher Technologie wie 1890 zusammengefügt. Nach der Fertigstellung wurden die ca. 1,5t schweren Torflügel feuerverzinkt, nachbehandelt und farbbeschichtet. Lediglich die Lagerung der Flügel wurde verbessert und mit Messing gekapselten Drucklagern versehen.

Das eine 3,1 x 0,8m große Gitter wurde in gleicher Art und Weise, wie die großen Gitter instandgesetzt. Das fehlende Gitter wurde neu gefertigt. Von den zerlegten Einzelelementen des noch vorhandenen Gitters wurden Bestandszeichnungen, sowie Abwicklungen vorgenommen. In gleicher Technologie und Materialien enstand das neue Gitter.

Ähnlich wie bei dem Torflügel hatten wir auch hier nur Fragmente und historische Aufnahmen als Vorlage. Allerdings waren die noch vorhandenen Teile sehr aussagekräftigt. Die Kombination aus großen Blättern und zarten geschmiedeten Rosen als Bekrönung für ein Gitter ist sehr ungewöhnlich. Die Fertigung erfolgte nach historischer Vorlage sowie Abwicklungszeichnungen.

Die 1,6m hohe Turmbekrönung trägt den Namen zur recht, denn sie ist wirklich wie eine Krone aus Blättern und Fruchtständen geformt mit ihrer Basis ruht das Gebilde auf dem Kämpfer. Das gesamte Element war sehr stark korrodiert, aber auf Grund seiner etwas geschützten Lage fast vollständig erhalten. Nach erfolgter Demontage wurde alles in seine ca. 60 Teile zerlegt und gleichzeitug die Lage und Zustand dokumentiert. Nach erfolgter grundhafter Reinigung aller Teile erfolgte die Instandsetzung. Durch Korrosion beschädigte oder zersetzte Teile wurden ergänzt oder nachgefertigt. Bei den erfolgten Arbeiten wurden die gleichenTechniken und Werkzeuge wie 1890 von uns eingesetzt. Nach Zusammenbau aller Teile (hauptsächlich Nietverbindungen) erfolgte der Korrosionsschutz durch Feuerverzinkung, Nachbehandlung und Farbbeschichtung.